Lexikon

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Dodekahemeron

Bezeichnung für die PERCHTENNÄCHTE, die RAUNÄCHTE, die ZWÖLF NÄCHTE, die ZWÖLFTEN oder das DODEKAHEMERON der Orthodoxie zwischen Weihnachten und EPIPHANIE, dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Raunächte hieß diese Zeit, weil in ihnen geräuchert wurde: Der Bauer räucherte Haus und Hof, um sich dem Heiligen zu unterstellen und alle böse Gefahr abzuwehren. Perchtennächte waren es, weil in dieser Zeit die Dämonen tobten. 567 erkannte die Synode von Tours die zwölf Tage als Festzeit an, weil sie das neue und das alte Weihnachtsfest, den neuen (25. Dezember) und den alten Neujahrstag (6. Januar) miteinander verbanden.

© Prof. Dr.theol. Manfred Becker-Huberti, Köln

Drei Könige

Die bei Mt 2,1–12 genannten Magier, die als Heiden Christus huldigten und ihm drei symbolische Geschenke überreichten, werden seit dem 5. Jahrhundert als Heilige Drei Könige (nach Ps 72,10) verehrt. Es bilden sich die Namen KASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR heraus. Sie werden zu Patronen der deutschen Könige, der Pilger und Reisenden. Der DREIKÖNIGSTAG wurde mit vielen Volksbräuchen verbunden.

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Dreikönige

Bezeichnung für den 6. Januar, EPIPHANIE, ein Fest, das vor allem im deutschsprachigen Bereich vom Gedenken an die Heiligen Drei Könige überwachsen wurde. Verbunden war der Tag mit Volksbrauchtum, wie dem BOHNENFEST.

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Dreikönigenschrein

Größter erhaltener und kostbarster Reliquienschrein des Mittelalters, der die Gebeine der Heiligen Drei Könige enthält. Der im Kölner Dom aufgestellte Schrein wurde zwischen 1181 und 1239 von NIKOLAUS VON VERDUN geschaffen. Um 1200 trennte man bei den RELIQUIEN die Häupter ohne Unterkiefer ab und stellte sie gekrönt auf einem „HÄUPTERBRETT“ aus.

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Dreikönigsabend

Wie bei dem Heiligen Abend, oder Martinsoder Nikolausabend ist immer der Vorabend des Festtages gemeint. Liturgisch beginnt, wie schon im Judentum, ein Tag mit dem Sonnenuntergang des Vortages. Am Dreikönigsabend wurde – meist mit Hilfe des KÖNIGSKUCHENS – der BOHNENKÖNIG ermittelt.

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Dreikönigsfest

Bezeichnung für den 6. Januar, EPIPHANIE, ein Fest, das vor allem im deutschsprachigen Bereich vom Gedenken an die Heiligen Drei Könige überwachsen wurde. Verbunden war der Tag mit Volksbrauchtum, wie dem BOHNENFEST.

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Dreikönigshexe

Name der Dreikönigshexe in Italien, zu der manchmal auch ein männliches Pendant, Befano, tritt. Legendarisch hat sie die Heiligen Drei Könige verpasst und sucht sie – und damit das Christkind – überall bei den Kindern. Sie hinterlässt bei den „braven“ Kindern kleine Geschenke, weil jedes Kind das (ein!) Christkind sein könnte. „Böse“ Kinder erhalten dagegen ein Stückchen Kohle, werden also „schwarz gemacht“. Unverkennbar ist La Befana mit der Idee vom VIERTEN KÖNIG verbunden.

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Dreikönigskuchen

Der (Drei-) KÖNIGSKUCHEN diente am DREIKÖNIGSABEND (5. Januar) zur Ermittlung des Bohnenkönigs, der, als König verkleidet, mit gleichfalls verkleideten Gästen das BOHNENFEST feierte. In Spanien heißt der Königskuchen Roscones, in Frankreich GALETTE DU ROI.

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Dreikönigslegenden

Legendarische Erzählungen über die Heiligen Drei Könige enthalten bereits die apokryphen Texte, dann die ab dem 12. Jahrhundert entstehenden Legenden. Die bedeutsamsten sind die „Historia Trium Regum“ (Geschichte der drei Könige) des JOHANNES VON HILDESHEIM aus dem Jahr 1364 (siehe Kapitel „Quellen“) und die aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Dreikönigslegende der „Legenda aurea“ (Goldene Legende) des Dominikaner Jacobus de Voragine, den späteren Erzbischof von Genua.

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Dreikönigssalz

Am Dreikönigstag ließ man in der Kirche gewöhnliches Salz weihen, das nun eine ähnlich extraordinäre Wirkung entfalten sollte wie das DREIKÖNIGSWASSER: Bei Gewitter aus dem Fenster gestreut, verhindert es den Einschlag von Blitz. Wenn sich die Milch nicht zu Butter schlagen ließ, halfen wenige Salzkörnchen, die die Magd in das Butterfass gab. Auch Krankheiten bei Mensch und Vieh sollte das Dreikönigssalz heilen.

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Dreikönigssegen

(manchmal auch: K+M+B) Namenskürzel für die Heiligen Drei Könige. Die Buchstaben wurden in dieser Form mit weißer Kreide an den Türbalken geschrieben und sollten Unheil vom Haus und seinen Bewohnern fernhalten. Seit der Wiederbelebung des Sternsingerbrauchtums nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Buchstaben als „Christus Mansionem Benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“ – gedeutet. Am Vorabend des Dreikönigstages oder um die Zeit des Dreikönigstages herum werden die Buchstaben in Verbindung mit der Jahreszahl (20*K+M+B*10) von den Sternsingern an die Tür geschrieben.

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Dreikönigssingen

Zum Schluss der Weihnachtszeit, auf dem alten Weihnachtstermin EPIPHANIE, ziehen als Heilige Drei Könige verkleidete Kinder, angeführt von einem STERN (VON BETLEHEM), und meist mit symbolischen drei Geschenken (GOLD, WEIHRAUCH, MYRRHE) heischend umher und singen. Sie erbetteln Gaben. Der Brauch ist im Alpenländlichen mindestens seit dem 15. Jahrhundert nachzuweisen und breitete sich bis nach Skandinavien aus, um im 19. Jahrhundert wieder auf die Ursprungsgegend zurückzuweichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Brauch, auch DREIKÖNIGSSINGEN genannt, ab 1958 neu belebt und durch das Päpstliche Kinderhilfswerk (KINDERMISSIONSWERK) organisiert. Die Sternsinger sammeln seitdem für Kinder, die sich nicht selbst helfen können. Jedes Jahr wird ein anderes Schwerpunktland gewählt.

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Dreikönigsspiele

Seit dem 11. Jahrhundert wurde die Erzählung von den Magiern aus dem Morgenland dramatisiert und gespielt. Ab dem 13. Jahrhundert mündeten die Dreikönigs- oder MAGIERSPIELE in die frühen Weihnachtsspiele. Je volkstümlicher EPIPHANIE zum reinen Dreikönigsfest wurde, desto mehr lösten sich die Dreikönigsspiele von ihrer liturgischen Funktion, gingen in neuere Präsentationsformen wie das Stockpuppenspiel ein und wanderten aus dem Kirchenraum hinaus auf den Marktplatz, vom fanum (lat., Heiligtum) ins profanum (lat., die Umgebung des Heiligtums). Die biblische Grundlage war zu diesem Zeitpunkt längst durch komische Einlagen in den Hintergrund gedrängt worden. Die Dreikönigsspiele dieser Art hielten sich in einzelnen Fällen bis in das 20. Jahrhundert. Das „KASPERLE“ des Kinderpuppenspiels ist ein letztes Relikt des Dreikönigsspiels.

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Dreikönigstag

Bezeichnung für den 6. Januar, EPIPHANIE, ein Fest, das vor allem im deutschsprachigen Bereich vom Gedenken an die Heiligen Drei Könige überwachsen wurde. Verbunden war der Tag mit Volksbrauchtum, wie dem BOHNENFEST.

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Dreikönigswasser

Das Dreikönigswasser wurde am DREIKÖNIGSABEND in der Kirche geweiht und von den Menschen nach Hause getragen. Es galt als „hochheiliges“, also als ein besonders wirksames Weihwasser. Mit ihm wurde die HAUSSEGNUNG nicht nur an DREIKÖNIGE vorgenommen.

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Dreikönigszettel

So bezeichnet man amulettartig benutzte Papiere, die mit dem Signet der Heiligen Drei Könige (C+M+B) bedruckt waren und Segenssprüche aufwiesen. Diese in zahllosen Varianten bedruckten Papiere wurden an den DREIKÖNIGENSCHREIN gehalten (Berührungsreliquien) und übernahmen nach dem Volksglauben Heil und Segen der Reliquien, die sie auf den Träger dieses Zettels übertrugen.

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Dreimahlsnacht

Der Oberstabend, die letzte Nacht der ZWÖLF NÄCHTE, der RAUNÄCHTE, war die Nacht vom 5. auf den 6. Januar. In dieser Dreimahlsnacht wurde zu Ehren der Heiligen Drei Könige dreimal ein Mahl gehalten.

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Dreizahl

Nach Pythagoras ist die Drei die ungerade Zahl schlechthin, weil sie aus der unteilbaren Eins und der Zwei, Verdopplung und Trennung, besteht und weil sie beide Zahlen zusammen in eine höhere Einheit führt. Nächst der Eins ist die Drei der Vollkommenheit nahe: Sie hat Anfang, Mitte und Ende. Die Zahl Drei hat viele biblische Bezüge: Sie bezeichnet den dreimal heiligen Gott (Is 6,3), drei Engel erscheinen Abraham (Gen 18,2), dreimal muss ein Israelit vor Gottes Angesicht erscheinen (Ex 23,17; 34,23), drei Jünglinge überleben im Feuerofen usw. Die Zahl Drei symbolisiert einzigartige Heiligkeit: Im Christentum existiert Gott in Dreieinigkeit. Die Dreizahl erreichen die Heiligen Drei Könige aber über die im Matthäus-Evangelium erwähnte Dreizahl der Geschenke (GOLD, WEIHRAUCH, MYRRHE). Diese Dreizahl bildet dann auch die Herkunft (drei Kontinente), die drei Reittiere (Kamel, Elefant, Pferd) und die drei Altersstufen (alt, mittelalt, jung).

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Ducato di Tre Magi

Bezeichnung einer Goldmünze aus der Zeit des römischen Kaisers Zeno (474–491), die in Sant’ Eustorgio, Mailand, zu EPIPHANIE ausgestellt und verehrt wurde, nachdem die Reliquien verloren gegangen waren. Angeblich hatte die Goldmünze im Reliquiensarkophag der Heiligen Drei Könige gelegen. Im 18. Jahrhundert wurde diese Münze durch eine neue goldene Medaille ersetzt, die auf der einen Seite die Anbetung der Heiligen Drei Könige und auf der anderen das Christus-Monogramm zeigt. Diese neue Münze soll aus dem Gold der Zeno-Münze geformt worden sein.

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